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Günter, der innere Schweinehund, hat Erfolg

Tja ihr Lieben, so ein Buch haben wohl die meisten schonmal gelesen. Gekauft in einer schwierigen Phase oder geschenkt bekommen. Die Serie um Günter, den inneren Schweinehund ist mittlerweile ziemlich bekannt und die Ratschläge haben bestimmt schon einigen Menschen geholfen.

 

Was willst du noch erreichen? Was tun? Was erleben? Diese Fragen stellt der Autor Günter. Der innere Schweinehund wird nicht verteufelt, so wie ich es vermutet hatte, sondern liebevoll auf einen anderen Weg geleitet. Die Kapitel bestehen aus zwei Seiten, eine Seite mit Bild und eine Seite mit Text. Sie sind weder umfangreich noch anspruchsvoll, gut geeignet für kleine Lesehäppchen im vollen Alltag. 

Anfangs ist Günter noch faul, er möchte sich nicht anstrengen und weiß auch nicht wofür. Über die Kapitel findet er aber immer mehr Stärken, und auch Schwächen, und erfährt, wie er damit umgehen sollte. Jedes Kapitel führt logisch weiter, das System greift perfekt ineinander. 

Über Tugenden wird er weiter geführt zu den Begriffen Erfolg und Misserfolg, den Unterschied zwischen "etwas gut machen" und etwas gutes machen" und noch vielem mehr. Die Illustrationen sind versehen mit einem kleinen Text, einer kurzen Einführung in das Thema. So wird Günter von einem faulen Schweinhund zu einem glücklichen und erfolgreichen Schweinhund.

Das Buch, geschrieben von Stefan Frädrich ist gut lesbar, in 1 1/2 Stunden kann man es bequem durchlesen und auch wenn ich mich weit aus dem Fenster lehne, kann ich sagen, dass man nicht viel erfährt, was man nicht schon weiß.

Vielen geht es nicht so, aber ich bin völlig zufrieden mit meinem Job, meinem sozialen Leben, meinen Hobys etc. Zufrieden reicht noch nicht, ich bin glücklich. In dem Buch werden vier verschieden Typen von Menschen beschrieben, auch Mischungen der Typen werden erwähnt. Ich habe mich in keinem davon wieder gefunden. Schüchtern vor neuen Herausforderungen, zum Beispiel in eine neue Gruppe kommen, einen neuen Job anfangen. Das bin ich auf jeden Fall. Jeden Tag positiv, immer optimistisch und stur, um das beste Ergebnis zu erzielen. Das bin ich auch. Gerne erfolgreich, mit Spaß bei neuen Herausforderungen und auf der Suche nach neuen Aufgaben. Das bin ich genauso. 

Leider waren das alles keine Eigenschaften, die vom Autor beschrieben wurden. Stattdessen wird der Leser den Eindruck gewinnen, dass der Autor wohl eine Antwort auf alles hat. Eine Art Übermensch, jemand perfektes. Jedes Kapitel führt das letzte weiter, Zeit für eigene Gedanken bleibt nicht. Der Autor hat seine Meinung und ohne es zu merken, plappert man nach, was dort geschrieben wurde. Das ist genau der Fehler, der im Buch genannt wird. Dazu wird es bei den meisten aber führen, es hört sich ja schließlich alles gut an, oder? 

Werde ich erfolgreicher, wenn ich als Autor eine Mail schreibe, in der ich zwar viele Wörter benutze, die mit Tugenden zu tun haben, aber trotzdem nur um eine Fristverlängerung bitte? Als ich das Buch gelesen habe, war bei vielem mein erstes Gedanke "Das kannst du auch mal anwenden." oder "so macht man es also richtig".

Aber genau das finde ich schockierend. Wir sind eine Gesellschaft in der Individualität die wichtigste Eigenschaft ist. Aber wie individuell sind wir, wenn wir alle das sagen, was Stefan Frädrich sagt und alle unser Leben nach seinem Plan führen? Nichts davon fordert er und wahrscheinlich würde er nichts davon unterstützen. Aber mit seinem Buch fordert er das heraus. Der Erzähler, der scheinbar das Patent in den Händen hält verteilt gute Ratschläge. Aber wenn man sie kritisch hinterfragt, ist vieles davon plötzlich gar nicht mehr so schlau, wie es klingt. Man soll seine Stärken ausleben und sich nicht an seine Schwächen klammern. Mal im Ernst, wenn ich Fußball hasse, gehe ich nicht in einen Verein. Ganz einfach. Die Tipps gehen alles mehr oder weniger in die gleiche Richtung, meistens völlig selbstverständliche Dinge. Man soll sich einen Job suchen, den man mag, in dem man gut ist und der auch noch spezialisiert ist? Für die meisten Menschen ist es schwierig plötzlich den Job zu wechseln und selbst wenn ich das getan habe, werde ich noch lange nicht glücklich damit.

 

Ich mag Ratgeber, keine Frage. Aber ich finde es gefährlich, wenn sie eine Meinung als die richtige sehen und Menschen lebensverändernde Tipps geben, ohne jemanden zu kennen. Tugenden sich wichtig, Werte Tabellen können helfen. Eine eigene Meinung schätze ich aber mehr. 

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