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Der Junge, der zu viel fühlte

Hallo ihr Lieben,

wer sich nicht nur für meine Bücher, sondern auch für mich interessiert hat, der weiß, dass ich an einer Sonderschule arbeite und zwar mit sehr viel Begeisterung. 

Der Weg von der Arbeit zur Fachliteratur ist nicht lang, ich bin schnell auf einige bekannte Werke mit Überblicken über verschiedenste Probleme gestoßen. Erwähnt wurde dabei auch die Geschichte eines bekannten Hirnforschers, der als drittes Kind einen Jungen bekommen hat, der anders war als alle anderen Kinder, die er kannte. Bis zu seinem dritten Lebensjahr war der Junge lebensfroh, alle kamen gut mit ihm klar, er wollte immer allen helfen und hat sich für alle interessiert. Er war neugierig, hatte vor nichts Angst und so hübsch, dass jeder mit ihm spielen wollte. Geredet hat hauptsächlich mit den Händen, Worte haben ihn nicht interessiert. Das war aber egal, niemand hat sich Sorgen gemacht. 

Mit der Zeit wurde Kai, so hieß der Junge, allerdings immer auffälliger. Die Neugierde und die Unternehmungslust blieb, genauso wie das Fehlen von Angst und auch seine Probleme mit dem Sprechen. Eine geistige Behinderung, Intelligenzminderung konnte sich niemand vorstellen. Der Begriff Autismus stand im Raum, aber keines der Ergebnisse aus Studien passte zu Kai. Also fing sein Vater an sich mit dem Thema zu beschäftigen und nach und nach ist Kai zu seinem ganzen Lebensinhalt geworden. Die anderen Geschwister mussten in den Hintergrund rücken, die Ehe der Eltern scheiterte. Aber Henry wollte nicht aufgeben, ihm ging es nicht mehr nur um Kai sondern um einen komplett neuen Ansatz in der Wissenschaft. Und er ist zu revolutionären Erkenntnissen gekommen.

 

Das alles und noch so viel mehr wird detailliert beschrieben in "Der Junge, der zu viel fühlte". Henry Markram, der Vater von Kai, war schon international bekannt bevor sein Sohn geboren wurde. Seine Methode um die Kommunikation der Zellen nach voll ziehen zu können hat ihn berühmt gemacht, und erst das hat es ihm ermöglicht, intensiv forschen zu können nach der Geburt seines Sohnes. Lorenz Wagner, ein Journalist, hat die Familie monatelang begleitet und schreibt in einer bunten Mischung über das Familienleben, Henrys Forschungen und Kais Kindheit. Das Buch berührt und hat meine Welt völlig auf den Kopf gestellt

 

Autisten: Menschen, die wenig bis keine Empathie haben und Gefühle nicht nachvollziehen können.

 

Mit dieser Definition bin ich aufgewachsen, Autismus ist mittlerweile Teil der Allgemeinbildung. Henry und seine Forschung haben diese Definition schon vor Jahren widerlegt, trotzdem ist das noch nicht bei allen angekommen. 

Entgegen aller Erwartungen ist "Der Junge, der zu viel fühlte" aber kein Sachbuch, keine Seite ist langweilig oder vermittelt trockenen Stoff. Im Gegenteil, ich habe mich gefühlt, als würde ich einen Film sehen, so anschaulich wurde alles beschrieben. 

Zwischen den Kapiteln musste ich immer mal wieder absetzen, kurz über alles nachdenken. Die Geschichte ist unglaublich, aber so echt und unglaublich nah an der Realität und dem Leben. 

Das Buch bietet Ratgeber, Sachbuch und Roman in einem, eine Familienbiografie, die endlich unsere Sicht auf Behinderungen verändern sollte.

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