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Die Telefonzelle am Ende der Welt - Laura Imai Messina

Bei dem folgenden Beitrag handelt es sich um Werbung.

Ein Telefon in einem wunderschönen Garten ein Stück entfernt von Tokio, ein Ort für den Tod und für das Leben. Die ganze asiatisch Schönheit, die man als Leser sofort vor Augen hat, hat immer einen bitteren Beigeschmack. Man sieht es vor sich, das Telefon, die Blumen, das Steintor am Eingang und auch Yui, die Protagonistin des Buches. Hier kann man allerdings kaum von einer Protagonistin reden, die Hauptrolle in dem Buch spielt auf jeden Fall das Telefon.

 

2011, das Jahr werden die meisten Menschen in Japan wohl nie vergessen. 400.000 Gebäude wurden zerstört, über 22.000 Menschen sind gestorben, viele werden immer noch vermisst. Ein Tsunami als Folge eines Erdbebens, 40 Meter hohe Wellen. Das Stromnetz wurde durch das Erdbeben beschädigt, die Warnungen konnten nicht ausgerufen werden, die Leitungen haben Feuer entfacht und Menschen sind in ihren Wasser-geschützten Häusern am Rauch erstickt. Als wäre das nicht genug, hat das Erdbeben auch Unfälle in den Kernkraftwerken im Osten Japans ausgelöst, der Standort Fukushima wurde von 14 Meter hohen Wellen getroffen. Der Tag ging als Dreifachkatastrophe in die Geschichte ein, das Erdbeben, der Tsunami, die Nuklearkatastrophe. 

Viele Menschen trauern bis heute, auch die fiktive Yui im Roman von Laura Imai Messina trauert. Ihre Mutter und ihre Tochter sind zusammen erstickt, Yui war nicht bei ihnen. Durch ihren Beruf als Radiomoderatorin erfährt sie von einem Garten in dem ein Telefon steht, mit dem man mit den Toten sprechen kann. Wenn man den Hörer abnimmt, hört man den Wind und das Meer und kann mit seinen verstorbenen oder verschwundenen Verwandten sprechen. Manche Leute sind wütend, manche können schon trauern, andere reden mit ihren Angehörigen, als ständen sie noch neben ihnen.  Yui hat so viele Fragen, sie ist wütend und verzweifelt. Dann trifft sie Takeshi, auch er trauert. Vor allem um seine Tochter, die noch lebt, aber schon lange scheinbar verschwunden ist. 

Die beiden trauern gemeinsam, jeder auf seine Art. Und sie kämpfen gemeinsam, gegen ihre eigenen Vorwürfe und für das Leben von Takeshis Tochter. Sie trauen sich gemeinsam wieder zu leben, trotz und mit den Wendungen des Schicksals.

 

Dieser Roman berührt. Yui und Takeshi, beide sind tief verletzt. Aber die Geschichte wirkt nie überzogen dramatisch, die Trauer ist genauso echt wie die Freude. Zwischen den einzelnen Kapiteln sind kurze Einschübe, zum Beispiel fragt sich Yui verzweifelt, welche Kleidung ihre Mutter an dem Tag ihres Todes getragen hat. Der Leser erfährt es auf der nächsten Seite. So werden viele Dinge verraten, die für Yui offen geblieben sind, was mich manchmal wahnsinnig gemacht hat, weil die Protagonistin so verzweifelt nach diesen Informationen gesucht hat. Für den Leser bleiben keine Fragen offen, Yui findet sich mit ihrem Nicht-Wissen ab. 

 

Der Roman war sicherlich als Liebesroman gedacht, aber er ist so viel mehr. Das Thema ist riesig und die Zahlen der Toten sind erdrückend. Das Leid steht zwischen den Zeilen. Und trotzdem hat Laura Imai Messina einen federleichten, sehr berührenden Roman über das Leben geschrieben. 

Die offizielle Seite des Buches beim Verlag findet ihr hier.

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