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Die einzige Geschichte

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Wie viele Geschichten kann ein Mensch am Ende seines Lebens erzählen? Was hat wirklich Bedeutung, und was kann man auch weglassen? 

Paul denkt, dass es nur eine einzige Geschichte gibt, die man am Ende seines Lebens erzählen sollte. Diese eine würde aussagen, wer man ist. 

Er erzählt seine Geschichte , er, das ist Paul. 20 Jahre alt, ohne einen wirklichen Plan für die Zukunft oder ein Interesse daran, einen Job zu machen, den auch seine Eltern schon hätten machen können. Das wäre das absolut schlimmste für ihn, einen normalen Beruf zu haben, erwachsen zu werden. Nicht, dass er für immer Kind sein möchte. Aber so werden wie Erwachsene, auf keinen Fall. Paul ist ein Rebell, aber er rebelliert im kleinen. In den Kapitelüberschriften, die er durchstreichen musste, um sie dann selber nochmal darunter zu schreiben. Oder indem er Susan nach hause bringt. 

Ob das wirklich Rebellion war, oder nur Freundlichkeit, das lässt sich nicht sagen. Aber damit hat alles angefangen.

 

Paul ist nichts besonderes. Er ist das, was man als normalen jungen Mann dieser Zeit betrachten würde, die Rebellion gegen Erwachsene gehört dazu. Trotzdem schafft er es, den Leser zu faszinieren. Jedes Adjektiv, um ihn zu beschreiben. würde übertrieben klingen. Er ist tiefsinnig. Nein, vielleicht einfach intelligent. Oder einfühlsam. Wie auch immer man es nennen will, diese Aura, die Paul umgibt, das zieht den Leser an. Und nicht nur den Leser, auch Susan fühlt sich davon angezogen. Sie ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Paul verliebt sich in sie, sieht es als gelungene Rebellion, dass er mit seiner Beziehung allen gesellschaftlichen Regeln widerspricht. Erst später wird ihm klar, dass Liebe auch Verantwortung bedeutet, und wie schwierig die Liebe eigentlich sein kann.

 

Paul hat mich fasziniert. Der Alltagsrebell, der sich verliebt. Und dann, gegen jedes Vorurteil, bei ihr bleibt. Auch als Paar sind Paul und Susan etwas ganz besonderes. Ihr Reiz liegt nicht in den großen Dingen, sondern im Alltag. In den geflüsterten Gesprächen und manchmal auch in den Sätzen, die ungesagt bleiben. 

Und trotzdem bin ich enttäuscht. Julian Barnes, der große Star-Autor. Hinten auf dem Buch stehen Zitate aus einzelnen Kritiken über das Buch. Wenn man danach ginge, müsste es einer der besten Liebesromane sein, die es gibt. Und es stimmt, er hat etwas neues gewagt. Die Liebe ist nicht so, wie man es aus anderen Romanen kennt. Die zwei Protagonisten lernen sich kennen, um das Ende zu kennen, muss man nicht mal die erste Seite gelesen haben. Und trotzdem ziehen diese Romane an, sie bieten nämlich Gefühle. Natürlich ist das Bild nicht realistisch. Keine Beziehung läuft ab, wie in einem Roman. Was ich bei "Die einzige Geschichte" aber schmerzlich vermisst habe, sind die Gefühle. Ich konnte keinen Zugang zu den Figuren finden, weshalb es mir dann tatsächlich auch relativ egal war, was aus den beiden wird. Von einem Roman erwarte ich, dass er mehr kann, als einfach eine Geschichte widerzugeben. Ich möchte in eine fremde Welt gezogen werden und hautnah die Gefühle der Protagonisten erleben. Spannung fühlen, eine Gänsehaut bekommen und manchmal mit Tränen in den Augen lesen. Das fehlt hier leider.

 

Das kann natürlich anderen anders gehen, probiert es ruhig aus. Für mich war das Buch leider nichts.

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