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Das Rauschen der Nacht

Ein Roman von einem Mann, der noch nie ein Buch geschrieben hat. Trotzdem ist er so ziemlich jedem Autor bekannt. André Hille hat 2008 eine Autorenschule gegründet, als Dozent an verschiedenen Unis gearbeitet und so Generationen von Autoren beeinflusst. Das sollte doch eigentlich für bahnbrechenden Erfolg reichen. 

 

Vorab, der Roman wird bei uns in Deutschland für 22 Euro verkauft. Behaltet es mal im Kopf...

Jonas und Birte sind der absolute Durchschnitt. Eigenes Haus, zwei Kinder, beide berufstätig und beide zu beschäftigt mit dem Alltag, um sich selbst noch zu sehen. Die Probleme werden immer größer, als es Probleme mit dem Haus gibt und Jonas Start-up-Unternehmen nicht mehr läuft. Sie laufen dem Leben hinterher, verlieren sich gegenseitig und folgen nur noch den Erwartungen. Ein Roman über die Liebe, den Beruf und das Leben.

 

Ich vermute mal, "Das Rauschen der Nacht" ist das, was man einen Gesellschaftsroman nennt. Jonas und Birte stehen stellvertretend für eine ganze Generationen und mir sind schon nach den ersten Seiten viele Paare eingefallen, denen es ähnlich geht wie den beiden. Ich habe mit viel Begeisterung angefangen, obwohl das Buch einige Wochen bei mir gelegen hat, bevor ich es in die Hand genommen habe. Ganz ehrlich, das Cover ist furchtbar. Die vielen Farben, alles durcheinander. Aber das hat nicht gereicht, nein. Es mussten auch noch Kästchen eingesetzt werden, die das ganze zusätzlich verzerren. Auch im Blick auf den Inhalt des Buches kann ich die Wahl des Covers nicht verstehen. 

Aber ich war trotzdem motiviert, als ich angefangen habe. Innen sieht das Buch aus wie jedes andere und von einem Unidozenten, der seit Jahren das Schreiben unterrichtet, habe ich einiges erwartet. Die ersten 45 Seiten liefen ziemlich gut. Man lernt die Protagonisten kennen, der Roman wird aus Jonas Perspektive erzählt. Das ist nicht verwunderlich, immerhin ist der Autor ein Mann, aber trotzdem interessant. Seine Frau, sein Job, seine Kinder. Man lernt alles kennen, was ihn ausmacht, und trotzdem bleibt der Leser an der Oberfläche. Die Emotionen sind da, aber für den Leser nicht erreichbar. 

Dazu kommt, dass der Autor wohl unsere Gesellschaft abbilden wollte und dabei auch genau getroffen hat. Leider wird das ganze damit schnell langweilig, weil eben jeder Leser schon weiß was kommt. Es sind wir alle, die in diesem Roman vorkommen, für spätere Generationen ist es bestimmt interessant. Im Moment reicht es aber schon aus dem Fenster zu gucken um das zu erfahren, was in dem Buch vorkommt.

 

Ich möchte nicht anzweifeln, dass André Hille gute Bücher schreiben kann. Die Theorie beherrscht er bestimmt wunderbar. Leider reicht die Theorie in dem Fall nicht, dem Roman fehlt etwas, und damit meine ich nicht ein neues Cover. Zusätzlich der Inhalt, der mehr oder weniger allen bekannt ist, die im Moment leben. Ich kann dem Buch keine Leseempfehlung geben, es ist nicht für unsere Zeit gemacht. Und, ich hatte es ja am Anfang schon einmal erwähnt, das Buch wird für 22 Euro verkauft. Mit dem Inhalt ist das etwas, worüber der Verlag dringend noch einmal nachdenken sollte.  

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